Rund eine Million Menschen in Österreich pflegen und betreuen einen Angehörigen. Keiner hat sich diese Rolle ausgesucht. Die meisten sind hoch belastet – körperlich, psychosozial, aber auch finanziell. In ihrer Gesamtheit sind pflegende Angehörige eine essenzielle Stütze unseres Pflegesystems. So gehen Schätzungen des Rechnungshofs davon aus, dass der Wert dieser sogenannten informellen Pflege rund 3,1 Milliarden Euro ausmacht. Dennoch wird die Angehörigenpflege in Österreich nicht ausreichend wahrgenommen und unterstützt, sondern ist im Gegenteil noch immer schambesetzt und ein Tabuthema. Digitalisierung bietet die Chance, pflegende Angehörige niederschwellig zu erreichen und sie in ihrer Rolle zu stützen.
Im Zuge der Konferenz 2022 diskutierten wir dieses Thema breit. Schließlich betrifft es jeden und jede achte von uns direkt – und sehr viele mehr sind bereits indirekt damit in Berührung gekommen. Eine Vielzahl an Expert:innen aus dem Sozialbereich, der Wissenschaft und der Privatwirtschaft thematisierten gemeinsam mit Interessensvertreter:innen und Digitalisierungsvisionären Perspektiven und Potenziale für pflegende Angehörige.
Wir laden Sie ein, sich inspirieren zu lassen, neue Einblicke zu erhalten und in der Diskussion mit den Mitwirkenden Ihre Erfahrungen einzubringen!
Wann?
Wo?
Wer?
20. – 26. Jänner 2022
Online über Zoom
Alle Interessierten und Betroffenen
Programm - Überblick
Do, 20.1.2022 – Nähe auf Distanz. Wenn Angehörige auf Distanz gepflegt werden.
Ein besonderer Teil der pflegenden Angehörigen sind jene, die räumlich getrennt von ihren Lieben leben, die sie unterstützen. Die tatsächliche Distanz spielt dabei nicht die Hauptrolle. Zusätzlich belastend ist ua., dass die pflegenden Angehörigen in spontanen Fällen nicht schnell und einfach vor Ort sein können. Doch was zeichnet Pflegende auf Distanz aus? Welche Besonderheiten bringt diese Distanz im Gegensatz zu Angehörigenpflege im gleichen Haushalt mit sich? Welche Belastungen sind hier besonders ausschlaggebend? Und wie können wir diese Menschen und ihre Angehörigen bestmöglich unterstützen?
Diskussion mit:
Prof. Dr. Annette Franke
Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Daniel Gressl
DGKP, Freiberuflich Pflegender
Ludwig-Boltzmann-Institut Digital Health and Patient Safety
Caritas der Erzdiözese Wien
Fr, 21.1.2022 – Arbeiten und Pflegen. Die eigene Berufstätigkeit zwischen Zusatzbelastung und Entlastungsmoment.
14:00 – 15:30 Uhr
Durch die Betreuung und Pflege von pflegebedürftigen Menschen sind Angehörige hohen Belastungen ausgesetzt. Studien zeigen, dass rund 50% von ihnen zusätzlich auch einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Einerseits bedeutet das oft zusätzliche zeitliche und emotionale Herausforderungen, sowie Wegzeiten zur Überwindung von Distanzen zwischen Haushalt(en) und Arbeitsstellen. Andererseits bietet die eigene Berufstätigkeit auch eine Quelle der Entlastung, wo sie Kraft tanken und Ablenkung von der Pflegesituation erhalten. Wie wird dies von Unternehmen wahrgenommen? Wo braucht es welche Unterstützung? Und welche Unterstützungsmöglichkeiten bieten Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern heute schon?
Impulsvortrag von Dr. Eva Höltl
„Die Verantwortung von Arbeitgeber:innen gegenüber pflegenden Angehörigen in ihrer Belegschaft“
Diskussion mit:
Dr. Eva Höltl
Leiterin Gesundheits-zentrum, Erste Bank Österreich
Mag.a Martina Genser-Medlitsch
Leiterin Keep Balance, Hilfswerk Österreich
Präsidentin, Interessens-gemeinschaft pflegende Angehörige
Geschäftsführerin abz*austria
Mo, 24.1.2022 – Inspirational Lunch: Telepflege und Teletherapie
12:00 – 12:20 Uhr
Welche Einsatzmöglichkeiten bietet Videotelefonie für ältere und pflegebedürftige Menschen in der Pflege Zuhause und der mobilen Therapie?
Das herauszufinden ist das Ziel des Pilotprojekts Telepflege & Teletherapie in der Caritas Pflege. Dabei werden Erkenntnisse zu den unterschiedlichen Zielgruppen, der Durchführung der Videotelefonie, den erforderlichen Kompetenzen der Pflege- und Betreuungskräfte sowie der technischen Ausstattung und Software gesammelt. Für den Praxistest erhalten die Testkund:innen ein Leihtablet mit einer App für Videotelefonie und die Pflege- und Betreuungskräfte arbeiten mit einem webbasierten Zugang.
Caritas der Erzdiözese Wien
Caritas der Erzdiözese Wien
Mo, 24.1.2022 – Covid-19. Was die Pandemie für pflegende Angehörige bedeutet.
17:30 – 19:00 Uhr
Die Covid-19-Pandemie stellt für jeden und jede von uns ein einschneidendes Erlebnis dar. Als gesundheitliche und wirtschaftliche Krise hat sie unsere Lebenssituationen massiv beeinträchtigt und soziale Distanz, Isolation und Einsamkeit in der Gesellschaft erhöht. Familien mit pflegebedürftigen Personen waren hier besonders stark betroffen. Pflegekräfte fielen teilweise aus. Betreuungseinrichtungen wurden geschlossen. Angehörige waren daher in der Betreuung und Pflege verstärkt gefragt und gefordert. Die Folgen zeigen sich sowohl auf ökonomischem als auch auf sozioökonomischen Level. Wie ist es den pflegenden Angehörigen gegangen? Wodurch waren sie besonders gefordert? Haben sie zusätzliche Unterstützung erhalten? Was hätten sie gebraucht oder auf welche Unterstützung warten sie weiterhin? Hat die Pandemie auch etwas Positives zur Situation pflegender Angehöriger beitragen können?
Impulsvortrag von Birgit Meinhard-Schiebel
“So haben pflegende Angehörige die COVID-19-Pandemie erlebt – Erfahrungen aus der Arbeit der IG Pflege”
Diskussion mit:
Andrea Schmidt
Gesundheit Österreich GmbH
Präsidentin, Interessens-gemeinschaft pflegende Angehörige
Claudia Sengeis
Selbsthilfegruppe pflegender Eltern
Christine Fichtinger
DGKP, Pflegeberatung und Pflegegeld-einstufung
Di, 25.1.2022 – Inspirational Lunch: Projektergebnis “LOTTA”
12:00 – 12:20 Uhr
Di, 25.1.2022 – Entlastungsangebote. Wie sie entstehen und wirken.
17:30 – 19:00 Uhr
Um pflegende Angehörige in ihrer Rolle bestmöglich zu unterstützen, braucht es Entlastungsangebote. Einige gibt es bereits, anderen entstehen gerade. Studien und die Praxis zeigen, dass solche Angebote besonders wirkungsvoll sind, wenn sie zielgruppenspezifisch sind. Pflegende Angehörige sind allerdings eine sehr heterogene Gruppe, die tendenziell anonym agiert und nur schwer erreichbar ist. Wie sehen wirkungsvolle Entlastungsangebote für eben diese pflegenden Angehörigen aus? Was zeichnet sie aus? Wie entstehen sie? Wie gehen sie auf die Heterogenität ihrer Zielgruppe, ihre Herausforderungen und Bedürfnisse ein?
Diese Diskussionsrunde bringt Theorie und Praxis in eine Diskussion rund um Personzentrierung und die Entstehungsgeschichten und Weiterentwicklungen unterschiedlicher Entlastungsangebote für pflegende Angehörige. Was sind die Erfahrungen und Überraschungen, die ihre Initiatoren am Weg machten? Was würden sie heute anders machen? Was würden sie auf jeden Fall wieder so machen?
Impulsvortrag von Univ.-Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer “Person Centred Care – eine Grundlage für die Schaffung von (digitalen) Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige?”
Diskussion mit:
Univ.-Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer
Karl Landsteiner Privatuni-versität für Gesundheits-wissenschaften
Katharina Klee
Cafe Auszeit
FH.-Prof. Mag. Dr. Elisabeth Haslinger-Baumann
Leiterin Kompetenz-zentrum für Angewandte Pflegeforschung, FH Campus Wien
Superhands
Mi, 26.1.2022 – Inspirational Lunch: Alles Clara
12:00 – 12:20 Uhr
Lernen Sie Alles Clara kennen. Alles Clara ist ein digitales Services, das Menschen, die sich um ihnen nahestehende Personen kümmern, mit professionellen Beraterinnen und Beratern aus Pflege, Psychologie oder Sozialarbeit verbindet. So ermöglicht Alles Clara österreichweit digitale Entlastungs- und Pflegeberatung.
Two Next Inclusion
Sarah Gebhardt, MSc.
Two Next
Inclusion
Mi, 26.1.2022 – Digitalisierung. Potenziale für pflegende Angehörige.
17:30 – 19:00 Uhr
Digitalisierung bietet ein großes Potential für die Angehörigenpflege. Je nach Produkt und Service wird von Ort- und Zeitunabhängigkeit profitiert. Niederschwelligkeit und die Möglichkeit der Überwindung von Distanzen stiften vor allem in der Angehörigenpflege auf Distanz und für Menschen mit eingeschränkter Mobilität hohen Nutzen. So können digitale Produkte und Services besonders in strukturschwachen, ländlichen Regionen wirkungsvolle Ergänzungen für bestehende medizinische und pflegerische Angebote sein.
Allerdings hat auch Digitalisierung besonders in der tatsächlichen Verwendung Grenzen. Neben digitaler Kompetenzen fehlt es besonders älteren pflegenden Angehörigen oft an passender Ausstattung wie Smartphones oder ausreichendem Datenvolumen. Hier wandeln sich die Vorteile der Digitalisierung schnell in Nachteile und können eine Barriere bilden, die zu gesellschaftlichem Ausschluss führen können.
Diese Diskussionsrunde geht Fragen nach, wie: Welches Potential bietet Digitalisierung für die Pflege und pflegende Angehörige? Wieviel davon heben wir bereits? Welche Grenzen hat Digitalisierung und wie können wir diese bestmöglich überwinden?
Im Anschluss reflektieren einige der Veranstalter:innen gemeinsam mit dem Moderator die Diskussionsrunden der Konferenz 2022 “Perspektiven und Potenziale für pflegende Angehörige” zum Abschluss der Veranstaltung.
Diskussion mit:
DI.in, MBA Maria Fellner
DigitAAL
Mag.a Susanne Maurer-Aldrian
Lebenshilfe Soziale Dienste
IBM Austria und Internet- offensive Österreich
Ärztlicher Leiter der Caritas Erzdiözese Wien
Moderiert von: Mag. Nonno Breuss, MPA
Konferenz 2022
Wir laden Sie herzlich zu diesen online Beiträgen und Diskussionen ein!
Wann?
Wo?
Wer?
20. – 26. Jänner 2022
Online über Zoom
Alle Interessierten und Betroffenen
Mit freundlicher Unterstützung von
Ausstrahlungstermine Konferenz 2022
Keine Zeit? Hören Sie die Sessions über FREIRAD nach!
Die Konferenz zum Nachhören.
Finden Sie hier einen kurzen Bericht zur Konferenz 2022: Konferenzbericht.
Sie finden alle Diskussionsrunden zum Nachhören über das Archiv der Freien Radios Österreich: https://cba.fro.at/podcast/konferenz-perspektiven-und-potentiale-fuer-pflegende-angehoerige
Nähe auf Distanz. Wenn Angehörige auf Distanz gepflegt werden.
Impulsvortrag von Prof. Dr. Annette Franke:
„Angehörigenpflege auf Distanz – von wem sprechen wir hier?“
HIER: Download der Präsentation von Prof. Dr. Annette Franke
Diskussion mit
- Prof. Dr. Annette Franke
- Daniel Gressl
- Mag. (FH) Norbert Partl, MSc
- Anna Teufel, MA
Arbeiten und Pflegen. Die eigene Berufstätigkeit zwischen Zusatzbelastung und Entlastungsmoment.
Impulsvortrag von Dr. Eva Höltl
„Die Verantwortung von Arbeitgeber:innen gegenüber pflegenden Angehörigen in ihrer Belegschaft“
Diskussion mit
Mag.a Martina Genser-Medlitsch
Dr. Eva Höltl
Birgit Meinhard-Schiebel
Mag.a Manuela Vollmann
Inspirational Lunch: Telepflege und Teletherapie.
Präsentation von Mag.a Carina Brauneis und Nicole Vorel, BA.
Moderation: Sarah Gebhardt, MSc
Covid-19. Was die Pandemie für pflegende Angehörige bedeutet.
Impulsvortrag von Mag. Dr. Andrea Schmidt:
„Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit pflegender Angehöriger in Österreich und darüber hinaus – Was sagt die Evidenz?“
HIER: Download der Präsentation von Mag. Dr. Andrea Schmidt
Impulsvortrag von Birgit Meinhard-Schiebel:
„So haben pflegende Angehörige die COVID-19-Pandemie erlebt – Erfahrungen aus der Arbeit der IG Pflege“
Diskussion mit
Christine Fichtinger
Birgit Meinhard-Schiebel
Claudia Sengeis
Mag. Dr. Andrea Schmidt
Inspirational Lunch: Projektergebnis “LOTTA”.
Präsentation von Sarah Gebhardt, MSc.
Moderation: Katharina Gabl, BScN.
Entlastungsangebote. Wie sie entstehen und wirken.
Impulsvortrag von Univ.-Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer:
“Person Centred Care – eine Grundlage für die Schaffung von (digitalen) Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige?”
Diskussion mit
Anneliese Gottwald
FH.-Prof. Mag. Dr. Elisabeth Haslinger-Baumann
Katharina Klee
Uni.-Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer
Inspirational Lunch: Alles Clara.
Präsentation von Mag. Nicole Traxler
Moderation: Sarah Gebhardt, MSc.
Digitalisierung. Potentiale für pflegende Angehörige.
Diskussion mit
- DI.in, MBA Maria Fellner
- Mag.a Susanne Maurer-Aldrian
- Mag. Michael Schmidt
- Dr. Thomas Wochele